Strömung des sauerstoffreichen Blutes von der Lunge über das Herz und das Gefäßsystem zu den Muskeln.
Über den Bronchialbaum und die Alveolen gelangt der über die Atemluft in den Körper transportierte Sauerstoff schließlich über das Herz, d.h. den dritten Abschnitt zum vierten Abschnitt der Körperrunde, dem Weg des sauerstoffreichen Blutes durch die Arterien hin zu den Muskeln und Organen. Die Strömungsgeschwindigkeiten und Druckverhältnisse in den arteriellen Bereichen das Gefäßsystems sind in Bezug auf die angestrebte Darstellung der Körperrunde von besonderem Interesse, da sich aus ihnen der wesentliche Stofftransport in und durch den Körper ableiten lässt. Basierend auf der Atemfrequenz, der Schlagfrequenz des Herzens sowie dem Lungen– und dem Herzvolumen, kann die aktuelle Versorgung des Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen dargestellt werden. Durch die Variation der erwähnten Parameter kann des Weiteren die positive Wirkung des Ausdauersports auf die Vitalfunktionen veranschaulicht werden.
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Am HLRS werden nummerische Strömungssimulationen des patienten-, bzw. probandenspezifischen arteriellen Geffässystems mit dem aktuellen Ziel durchgeführt, einen effizienten Simulationsprozess zu entwickeln, welcher es ermöglicht die Qualität der nummerischen Modelle so weit zu erhöhen, dass mit deren Hilfe nicht nur prinzipiell physiologisch korrekte sondern auch individuelle klinisch relevante Aussagen über die im patientenspezifischen Gefässystem herrschenden Strömungsverhältnisse möglich werden.
Blutströmung in der Mikrozirkulation
Das Blut fließt vom Herzen zuerst durch die großen Arterien, bevor es durch kleinere Blutgefäße in die Mikrozirkulation verteilt wird. Die Mikrozirkulation hat eine verzweigte, baum-artige Struktur und besteht aus den kleinsten Blutgefäßen (wie Arteriolen, Kapillaren, und Venolen) in unserem Körper, die Durchmesser ähnlich der Größe der Blutzellen haben. Die Blutströmung in der Mikrozirkulation spielt eine wesentliche Rolle bei einer großen Zahl physiologischer Prozesse und Pathologien im Organismus. Zum Beispiel findet die Lieferung von Sauerstoff und Nahrungsmittel zu den Geweben und Organen des Körpers in der Mikrozirkulation statt. Sauerstoff wird von den roten Blutkörperchen transportiert und in den Kapillargefässen freigesetzt. Bei anstrengenden Aktivitäten, wie Sport, wird durch die höhere Schlagfrequenz des Herzens die Durchblutung verstärkt, was insbesondere zu einer erhöhten Blutströmung in der Mikrozirkulation führt. Um sich an diese Änderungen der Blutströmung anzupassen, können die Durchmesser von Gefäßen in der Mikrozirkulation teilweise verkleinert oder vergrößert werden. Um die ausreichende Lieferung von Sauerstoff und Nahrungsmittel zu den Geweben unter verschiedenen Konditionen des Blutkreislaufs vorhersagen zu können, ist es deshalb wichtig, die wesentlichen Mechanismen der Blutströmung in der Mikrozirkulation zu erkennen, zu verstehen, und quantitativ zu modellieren.
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Untersuchungen der Mikrozirkulation im lebenden Organismus (in vivo) sind sehr schwierig, weil detaillierte in-vivo Messungen oft sehr eingeschränkt oder unmöglich sind. Deshalb entwickelt sich die in-silico Modellierung der Blutströmung – die Modellierung im Computer – derzeit sehr schnell. Die realistische Modellierung der Blutströmung hat ein enormes Potential, die notwendigen theoretischen Werkzeuge zu liefern, um in Zukunft die Mikrozirkulationsprozesse im gesunden und kranken Organismus besser zu verstehen und damit gezielt zu beeinflussen.
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Am Institut für komplexe Systeme des Forschungszentrums Jülich werden numerische Simulationen der Blutströmung in der Mikrozirkulation durchgeführt. Die Modellierung des Bluts in der Mikrozirkulation verlangt nicht nur die Darstellung der Bewegung des Blutplasmas, sondern auch die Beschreibung und Modellierung der Deformation und des Strömungsverhaltens der Blutzellen. Ein Beispiel für die Blutströmung in einer Kapillare ist in den beiden Videos (die Blutströmung in Kapillaren mit Durchmessern von 10 und 20 Mikrometer) dargestellt, die die Bewegung von roten Blutkörperchen zeigen. Für die Modellierung solcher Blutströmungen entwickeln und verwenden wir eine Kombination von fluid-dynamischen Simulationen und Modellen für elastische, deformierbare Zellen. Als weiteren Schritt planen wir die Blutströmung in einem Gefäßnetzwerk zu untersuchen.